Gürtelrose kann ohne Behandlung lebensgefährlich werden – DW – 01.10.2021 (2024)

Gürtelrose ist sehr schmerzhaft, denn sie befällt die Nerven. Viele Patienten ordnen ihre Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn zwischen sieben und zehn ein. Eine wichtige erste Maßnahme ist die Schmerzbehandlung. "Es ist ein bohrender Schmerz, es kann ein schneidender Schmerz sein. Das ist dann schon mal die Ankündigung, dass das Virus unterwegs ist", sagt Günther Schönrich, kommissarischer Direktor am Institut für Virologie an der Berliner Charité.

"Die Pusteln und die Bläschen, die dann auftauchen, sind auf ein bestimmtes Hautareal begrenzt." Von einer Gürtelrose ist nur eine Hälfte des Körpers betroffen. Meist ist das der obere Bauchbereich.

Von Windpocken zur Gürtelrose

Die Gürtelrose, oder auch Herpes Zoster, gehört zur Familie der Herpes-Viren, hat aber nichts mit Lippenherpes zu tun, unter dem einige immer wieder leiden. Gürtelrose ist eine Viruserkrankung mit einer Vorgeschichte. Es fängt mit denWindpockenan, einer Kinderkrankheit, die von den Varizella Zosterviren ausgelöst wird.

Dabei entstehen kleine, juckende Bläschen. Vor allemkleine Kinder, die am häufigsten von der Erkrankung betroffen sind, versuchen den Juckreiz durch Kratzen loszuwerden. Die Bläschen platzen, und es entstehen Narben. Salben können diesen Juckreiz zumindest abmildern.

Herpes Zoster: Ein unberechenbares Virus

Herpes Zoster ist heimtückisch. Selbst wenn die Windpocken bereits abgeheilt sind, kann das Virus Jahre oder sogar Jahrzehnte später in Form einer Gürtelrose wieder aktiv werden. In der Zwischenzeit zieht sich das Virus in das Rückenmark des Patienten zurück, nistet sich in den Hirnnerven und in den Nervenwurzeln des Rückenmarks ein. Dort schlummert es unbemerkt vor sich hin und wartet auf eine Gelegenheit, um den Körper erneut eine Infektion auszulösen.

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Das Virus vermehrt sich,wandert über die Nervenbahnen in die Haut und verursacht dort die für eine Gürtelrose typischen starken Schmerzen. In den meisten Fällen tritt Gürtelrose einseitig am Bauch auf, kann aber auch Teile des Gesichts, die Augen oder die Ohren befallen. Dann kann es zu einer halbseitigen Gesichtslähmung kommen. Das ist vor allem bei älteren Menschen der Fall.

Gürtelrose trifft meistens ältere Menschen

Von Gürtelrose sind meistens ältere Menschen betroffen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. 50 Prozent aller Patienten mit Herpes Zoster sind älter als 60, denn mit den Jahren wird unser Immunsystem schwächer. Kinder kommen mit dem ursprünglichen Windpocken-Virus noch gut klar. Trifft die Kinderkrankheit ältere, kann das zu einer Erkrankung mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen führen.

"Bei älteren Patientinnen und Patienten kann es dazu kommen, dass der Schmerz bleibt, selbst wenn die Hauterscheinungen verschwunden sind. Das nennt man eine postherpetische Neuralgie", erklärt Schönrich. "Diese Neuralgie kann ältere Menschen sehr stark beeinträchtigen, und sie ist in der Tat eine ernsthafte Erkrankung."Aber auch jüngere sind nicht vor Gürtelrose gefeit.

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"Wenn das Immunsystem nicht mehr mitspielt, zum Beispiel nach Organtransplantationen oder nach anderen Ereignissen, die das Immunsystem beeinträchtigen, kann das Virus auch bei jüngeren hervorkriechen und die Gürtelrose verursachen", sagt Schönrich.

Chronische Schmerzen

Auch bei jüngeren Menschen kann es zu den für die Gürtelrose typischen, schlimmen Nervenschmerzen kommen, aber diese werden nur äußerst selten chronisch. Es ist unumgänglich, dass der Arzt sobald wie möglich Schmerzmedikamente gibt.

Dabei kann die Medikation in schlimmen Fällen bis hin zu Morphiumderivaten gehen. Die Schmerzmittel verhindern, dass sich der Schmerz manifestiert, dass sich der Körper an den Schmerz erinnert und dieser immer wieder aufflackert.

Dauerhafte Schäden

Eine Gürtelrose kann zu dauerhaften Schäden führen. Das reicht vom Absterben betroffener Hautareale bis hin zu Phantomschmerzen. Diese sind bei Patienten bekannt, die eine Amputation durchgemacht haben und nach wie vor Schmerzen in Gliedmaßen spüren, die gar nicht mehr vorhanden sind.

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Aber dieses Phänomen gibt es auch bei Gürtelrose. Da spürt der Patient dann Schmerzen am Bauch oder am Kopf, dort eben, wo die Gürtelrose ausgebrochen war.

Wichtig bei der Therapie ist, dass sich die Viren nicht weiter ungehindert ausbreiten. Damit das nicht passiert, verschreiben Ärzte anti-virale Mittel. Sie dämmen die Viren ein.

Gürtelrose - das Expertengespräch

Herzinfarkt und Schlaganfall

Auch wenn es nicht auf der Hand liegt: Auch andereschwerwiegende Erkrankungen können auf eine Infektion mit dem Virus Herpes Zoster zurückzuführen sein,Schlaganfall etwa oder Herzinfarkt. "Man weiß, dass sich das Virus in den Gefäßwänden vermehren und Gefäße schädigen kann. Dadurch kann es zu Entzündungen in den Gefäßen kommen und auch zu Einengungen", erklärt Schönrich. "Dadurch kommt es zu einer Minderversorgung von Hirnarealen oder den Muskelarealen im Herzen."

Die Schädigungen, die dadurch entstehen, können dann letztendlich zum Schlaganfall oder zum Herzinfarkt führen. Auch vor anderen Organen macht das Herpes-Virus nicht Halt. "Die Leber kann betroffen sein, das Gehirn und die Lunge. Die Erkrankung kann sich generalisiert auf der Haut ausbreiten. Das kann lebensbedrohlich sein, und man muss hier auch schnell entsprechend handeln", rät Schönrich.

Eine Gürtelrose entwickelt sich meist einmal.Nur bei etwa fünf Prozent der Patienten flackert sie ein zweites Mal auf. Damit sie gar nicht erst entsteht, gibt es Impfungen gegen die schmerzhafte Nervenerkrankung. Diese können Ärzte älteren Menschen verabreichen oder aber bereits Kinder gegen Windpockenimpfen.

Gürtelrose kann ohne Behandlung lebensgefährlich werden – DW – 01.10.2021 (2024)

FAQs

Gürtelrose kann ohne Behandlung lebensgefährlich werden – DW – 01.10.2021? ›

Gürtelrose beginnt meist mit Bläschen auf der Haut, und sie kann starke Nervenschmerzen hervorrufen. Eine schnelle Diagnose und umgehende Behandlung sind nötig, um langfristige Schäden zu vermeiden. Gürtelrose ist sehr schmerzhaft, denn sie befällt die Nerven.

Was passiert wenn die Gürtelrose nicht behandelt wird? ›

Behandelt wird die Gürtelrose mit Virustatika. "Je früher man zum Arzt geht, desto besser." Denn wer sich nicht behandeln lässt, dem drohen Nervenschmerzen, die über zwei Jahre andauern können. Tödlich verläuft die Gürtelrose allerdings nur in sehr seltenen Ausnahmefällen - etwa bei schweren Vorerkrankungen.

Wann bin ich Gürtelrose gefährdet? ›

Personen ab 50 Jahren, deren Abwehrsystem durch Krankheit oder Behandlung geschwächt ist, Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes, rheumatoider Arthritis, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung oder Asthma.

Kann Gürtelrose lebensbedrohlich sein? ›

Sehr selten breiten sich die Bläschen auf benachbarte Hautbereiche oder sogar auf den gesamten Körper aus. Dies kann bei Menschen passieren, deren Immunsystem sehr geschwächt ist, beispielsweise durch eine schwere Erkrankung wie Krebs oder AIDS. Für sie kann eine Gürtelrose lebensbedrohlich werden.

Kann Gürtelrose von alleine heilen? ›

Feststellen lässt sich die Gürtelrose sehr gut über eine Laboruntersuchung der Hautveränderungen. Bei einer Gürtelrose ohne Ausschlag und Bläschen lässt diese sich im Blut über Antikörper gegen das Virus feststellen. Die Gürtelrose heilt bei Menschen ohne erhöhtes Risiko meist nach 2 bis 4 Wochen von selbst ab.

Wie lange dauert eine Gürtelrose ohne Behandlung? ›

Ohne Behandlung kann eine Gürtelrose wahrscheinlicher zu einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN) führen. Bei dieser Erkrankung hält der brennende Schmerz an den betroffenen Stellen für länger als drei Monate an, auch wenn der Ausschlag und die Bläschen bereits verschwunden sind.

Wie lange dauert Gürtelrose ohne Behandlung? ›

Der gesamte Verlauf, von den ersten Anzeichen der Gürtelrose bis zu ihrem Ende, dauert meistens zwei bis vier Wochen. In seltenen Fällen kann sich eine schmerzhafte Gürtelrose auch ohne Hautausschlag oder Bläschen zeigen.

Kann Gürtelrose Spätfolgen haben? ›

Schwerwiegende Komplikationen können Monate andauern

Gürtelrose kann mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Die häufigste und bekannteste Komplikation ist ein Nervenschmerz in der vormals betroffenen Hautregion – auch Post-Zoster-Neuralgie (PZN), Postherpetische Neuralgie oder Postzosterschmerz genannt.

Wie bekommt man am schnellsten Gürtelrose weg? ›

Die Infektion selbst behandeln Ärzt:innen mit antiviralen Medikamenten (Virostatika, wie Aciclovir, Famciclovir, Valaciclovir und Brivudin). Sie lassen die Bläschen schnell abheilen und senken idealerweise das Risiko für die Nervenschmerzen (Neuralgie).

Kann man mit Gürtelrose in die Sonne? ›

Da starke UV-Strahlung und Sonnenbrände die Haut reizen und teils die Gürtelrose auslösen, wird während und direkt nach der abgeklungenen Erkrankung vom Sonnenbaden abgeraten.

Kann man Gürtelrose ohne Medikamente behandeln? ›

Bei Patienten unter 50 Jahren heilt eine Gürtelrose meist ohne antivirale Therapie von alleine aus – besonders dann, wenn nur leichte oder gar keine Schmerzen bestehen und wenn kein Risiko für Komplikationen vorliegt.

Was kann im schlimmsten Fall bei einer Gürtelrose passieren? ›

Es kann dann zu einer Entzündung der Bindehaut und der Hornhaut des Auges kommen oder selten auch zu einem entzündeten Sehnerv mit Sehstörungen. Im schlimmsten Fall droht der Verlust des Sehvermögens. Bei einer Gürtelrose im Gesicht, am Auge oder am Ohr sollten Betroffene sofort einen Augenarzt bzw.

Wie sieht Gürtelrose im Endstadium aus? ›

Gürtelrose im Endstadium

Die Bläschen brechen im Verlauf der Gürtelrose auf und trocknen anschließend aus. Es bilden sich dann Krusten. Achtung: Die austretende Flüssigkeit ist infektiös. Besonders immunschwache Personen und Schwangere sollten den Kontakt meiden, um eine Ansteckung zu verhindern.

Welches Vitamin fehlt bei Gürtelrose? ›

Da die Gürtelrose meist mit extremen Nervenschmerzen verbunden ist, ist eine perfekte Versorgung mit dem nervenwichtigen Vitamin-B-Komplex besonders wichtig. Dies hilft, den Nerven sich wieder zu regenerieren und verhindert spätere Nervenschäden.

Wie schnell muss Gürtelrose behandelt werden? ›

Die Behandlung der Gürtelrose sollte möglichst frühzeitig begonnen werden, am besten innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der Hautveränderungen bzw. so lange noch frische Bläschen vorhanden sind. Danach vermehren sich die Viren meist nicht mehr, und der Patient befindet sich bereits in der Heilungsphase.

Ist Gürtelrose ein Notfall? ›

Dabei handelt es sich um einen Notfall, der oft in der Klinik mit Infusionen behandelt werden muss, um dauerhafte Schäden dieser Organe zu verhüten. Überhaupt sollte jede Gürtelrose im Kopfbereich intensiv innerlich behandelt werden.

Was können Spätfolgen einer Gürtelrose sein? ›

Schwerwiegende Komplikationen können Monate andauern

Gürtelrose kann mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Die häufigste und bekannteste Komplikation ist ein Nervenschmerz in der vormals betroffenen Hautregion – auch Post-Zoster-Neuralgie (PZN), Postherpetische Neuralgie oder Postzosterschmerz genannt.

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